Über den Film
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Sie sagen, dass Ihr Film eine Komödie ist.
Er benützt jedoch nicht wirklich die Codes des Genres…


Nein. In Wahrheit ist er vielmehr eine Fabel.


Die Ratte der Städte und die Ratte der Felder?

Genau. Diese Gegenüberstellung ist eine essentielle Komponente des Paares. Aber dies ist
auch das, was sie trennt. Es lag uns nicht besonders viel daran, eine homosexuelle
Liebesgeschichte zu erzählen. Sehr schnell mussten wir allerdings realisieren, dass die gleiche
Geschichte mit einem Mann und einer Frau verpflichtet zu entscheiden - wer nun die Natur,
wer nun die Erde...
Der Film würde schnell ins Psychologisierende absacken und zu einem oberflächlichen Krieg
der Geschlechter führen. Die Schwierigkeit für Cheyenne und Sonia liegt nicht in ihrer
Homosexualität. Das ist auch der Grund, warum jeder daran teilhaben kann.
Andererseits bin ich glücklich, Homosexualität als etwas ganz Normales zeigen zu können,
ohne Schuld oder besonderen Anspruch.


Sehen Sie LOOKING FOR CHEYENNE als einen kämpferischen Film?

Nein, ich bin keine Kämpferin. Aber ich erkenne die Welt, die mich umgibt. Man kann immer
versuchen, Dinge zu ändern. Ich bin müde der Propaganda, die unseren Geist formatiert.
Auch muss ich feststellen, dass es immer schwieriger wird, vor ihr davonzulaufen. Ich kenne
Menschen, die behaupten, das Wichtigste heutzutage ist zu Wissen, wie man sich verkauft.
Ich berücksichtige das, aber ich bin das nicht. Deshalb ist der Film ideologisch nicht eindeutig.
Jede Person engagiert sich auf ihre eigene Weise. Wie können wir in einer Welt leben, die
von Tag zu Tag grausamer wird? Über alles zu lachen, wie Béatrice? Zu versuchen auf kleinem
Niveau zu kämpfen? Gleich alles hinter sich zu lassen und alle sozialen Beziehungen abzulehnen
wie Edith? In Wahrheit macht jeder das, was er kann. Was mich über die aktuelle Diskussion
hinaus interessiert ist, dass das politische Engagement nicht trennbar vom Menschlichen ist.
Beides bedarf der gleichen Form des Mutes.